Sozial- und Integrationsminister Kai Klose hat heute gemeinsam mit Dr. Christa Larsen, der Leiterin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität Frankfurt die dritte Ausgabe des Hessischen Lohnatlas vorgestellt. „Unser Projekt ‚Förderung der Entgeltgleichheit von Frauen und Männern in Hessen‘ ist in eine breite Strategie zur Lohngleichheit eingebettet, mit der wir Transparenz schaffen und neue Aktivitäten anstoßen. Dazu gehört auch der Hessische Lohnatlas, der die Auswertung valider, öffentlich zugänglicher Daten sozialversicherungspflichtiger vollzeitbeschäftigter Männer und Frauen für alle 26 Kreise und kreisfreien Städte in Hessen enthält“, sagt der Minister.
Lohnatlas erstmals digital
Der Hessische Lohnatlas wird vom IWAK im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration erstellt. Er liefert seit 2017 mit differenzierten und wissenschaftlich fundierten Daten die Grundlage für passgenaues und zielgerichtetes Handeln auf Landesebene und in den Regionen: „Während im zweiten Lohnatlas bereits erweiterte Daten und zusätzliche Erhebungen zu Frauen in spezifischen Lebenslagen und erstmals auch Daten zu Lohnlücken in Betrieben aufgenommen wurden, ist der dritte Lohnatlas als digitale Version weiterentwickelt worden. „Das Besondere daran ist, dass man auf der Website www.hessischer-lohntlas.de selbst Auswertungen vornehmen kann – nach Regionen, Branchen und anderen Parametern. Dass der Hessische Lohnatlas inzwischen zum Vorbild für andere Bundesländer – beispielsweise Nordrhein-Westfalen, Sachsen oder Rheinland-Pfalz – geworden ist, freut uns sehr und zeigt, wie beispielgebend unser Weg ist“, erklärt Klose.
Lohnlücke zwischen 2012 und 2021 fast halbiert
Der Bericht zeigt auch, dass die Größen der Lohnlücken zwischen den Kreisen und kreisfreien Städte in Hessen stark variieren, jedoch überall in Hessen zwischen 2012 und 2021 deutlich kleiner geworden sind. „Im Jahr 2021 beträgt die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung noch neun Prozent. Damit hat sich die Lohnlücke seit 2012 fast halbiert“, stellt der Minister fest. Besonders interessant sei in diesem Zusammenhang die Entwicklung der Lohnlücken differenziert nach Altersgruppen: Im Verlauf eines Erwerbslebens zeige sich, dass sich die Lohnlücke bei jungen Erwerbstätigen seit 2012 fast geschlossen habe (von 6,1 auf nur noch 1,1 Prozent) und bei Älteren zwischen 45 und 55 Jahren von 19,1 auf 13,8 Prozent reduziert habe. Das sei eine richtig gute Nachricht.
Lohnlücke bei Akademikerinnen am größten
Allerdings ist die Lage in einzelnen Qualifikationen, Branchen und Regionen unterschiedlich. Während die Hessinnen mit einem Berufsabschluss im Schnitt schon Entgeltgleichheit erreicht haben, stellt sich die Lage bei den akademisch Qualifizierten völlig anders dar. Dort verdienen Frauen im Schnitt zwischen einem Fünftel und einem Viertel weniger als Männer mit Studienabschluss. Das unterstützen auch Befunde, wonach besonders Stellen mit komplexen Anforderungen und häufig mit Führungsverantwortung noch sehr hohe Lohnlücken aufweisen. Dort gab es über viele Jahre keine Bewegung in Richtung Verringerung der Lohnlücken. „Erst mit dem ersten Pandemiejahr 2020 ist hier Dynamik entstanden. Allerdings ist diese begrenzt, wie eine erneute Stagnation im Jahr 2021 zeigt“, erläutert Dr. Christa Larsen. Sie stellt weiter fest, dass „bei Positionen mit hohen Entgelten sich noch nicht viel in Richtung Entgeltgleichheit tut“.
Dialog mit Sozialpartnern sowie Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten
Um Lohngerechtigkeit herzustellen, sind die Diskussion mit den Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten zu den Bedingungen in den Kommunen und der Dialog mit den hessischen Sozialpartnern sehr wichtig. Dem Sozialpartnerdialog zur Entgeltgleichheit gehören Vertreter*innen der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften aus acht der größten Branchen in Hessen an. Sie tragen das Wissen, wie Lohngleichheit gelingen kann, in die Verbände und Unternehmen, sensibilisieren dadurch für das Thema und sorgen für ein geschärftes Bewusstsein. Sie engagieren sich dafür, dass Gewerkschaften das Thema in die Betriebsräteschulungen aufnehmen und in die Tarifverhandlungen. Denn Tarifverträge können gendergerecht gestalten werden.
Der Hessische Lohnatlas kann ab 13 Uhr unter folgendem Link geöffnet werden: www.hessischer-lohntlas.de