Hessischer Lohnatlas, 4. Auflage 2025

Um die Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern gezielt und nachhaltig zu fördern, bedarf es einer hohen Transparenz, sodass passgenau Aktivitäten initiiert werden können.

Die vierte Auflage des Hessischen Lohnatlas knüpft an die Analysen der vorherigen Ausgaben an, indem Daten aktualisiert und Verläufe aufgezeigt werden. Darüber hinaus werden die Entgeltdaten in neuer thematischer Rahmung vorgestellt. Der neue inhaltliche Rahmen ist diesem Abschnitt bereits vorangestellt und thematisiert die Veränderungen in Beschäftigtenstrukturen, individuellen und betrieblichen Verhältnissen. Insbesondere wird dort angesetzt, wo die Entgeltentwicklungen von Frauen und Männern auseinandergehen. Mit der Vereinbarkeit reduzieren Frauen ihre Erwerbszeiten oder unterbrechen diese. Dies hat Folgen, die sie ihr Leben lang begleiten werden. Denn Aufstieg ist nach wie vor an kontinuierliche Erwerbsarbeit in Vollzeit gekoppelt und wird eher Männern als Frauen zugeschrieben. Aus diesem Grunde bedarf es einer Veränderung der Geschlechterstereotypen in Betrieben und Konzepten wie Führung in Teilzeit. Die Ergebnisse der IWAK-Befragung zur Erhöhung des Stundenumfangs von Teilzeitbeschäftigten liefern darüber hinaus noch weitere Anhaltspunkte in Bezug auf Teilgruppen sowie für die Gestaltung von Rahmenbedingungen durch die Politik. Die Ausführungen machen auch deutlich, dass nicht die Entgeltunterschiede zwischen Frauen und Männern mit Folgen für Frauen verbunden sind. Denn darüber hinaus bestehen inzwischen große Unterschiede zwischen Frauen. Die Lagebeschreibungen zu Teilzeitbeschäftigung im Handel und der Gastronomie sowie grundsätzlich zum unteren Entgeltbereich und zur Lage von Alleinerziehenden und Arbeitslosen zeigen, dass die wirtschaftliche Absicherung nicht nur in Abhängigkeit von deren Erwerbsumfang variiert, sondern vor allem auch von den Branchen abhängig ist, in welchen die Frauen tätig sind. Dies sensibilisiert dafür, dass die Entgeltunterschiede zwischen Frauen und Männern sicherlich stark ins Gewicht fallen, aber auch jene Unterschiede zwischen Frauen mit deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit sowie zwischen Frauen in wirtschaftlich stabilen Verhältnissen und jenen in prekären Lebenslagen aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Beschäftigung im unteren Entgeltbereich. Vor dem Hintergrund dieser einführenden Sensibilisierung zu Entgeltunterschieden werden im Anschluss die statistischen Daten zu den Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung am Wohnort und am Arbeitsort in Betrieben und in verschiedenen Branchen sowie den hessischen Kreisen und kreisfreien Städten dargestellt. Daran werden die zuvor erörterten unterschiedlichen Chancen von Frauen und Männern nochmals prägnant aufgezeigt.

Im Folgenden werden zunächst Daten auf Hessenebene präsentiert. Dies schließt auch Vergleiche zwischen allen Kreisen und kreisfreien Städten im Land ein. Zunächst werden die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in Bezug auf die Bevölkerung (genauer: auf den Wohnort der Bevölkerung bezogen) dargestellt. Im Anschluss erfolgt die Präsentation der Lohnlücken in Bezug auf den Standort von Betrieben (genauer: auf den Arbeitsort der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten bezogen). Im darauffolgenden dritten Teil des Hessischen Lohnatlas werden für jeden der 26 Kreise und kreisfreien Städte separat Entgeltdaten und weitere Informationen zu deren Einordnung vorgestellt. In einem ergänzenden Glossar befinden sich die Definitionen zentraler Konzepte.

Die ersten beiden Kapitel des Hessischen Lohnatlas, die die Entgeltlage aus Landesperspektive betrachten, schließen zwei Perspektiven ein: In Kapitel 1 (Entgeltlage der Wohnbevölkerung in Hessen zum Stand 2023) werden die Daten mit Zeitreihen seit 2012 verbunden, um Entwicklungen im Zeitverlauf darstellen zu können. Besonders im Fokus stehen die Nachpandemiejahre 2022 und 2023, in denen sich die Entwicklungen der Vorpandemie fortsetzen. Thematisch wird präsentiert, wie groß die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung sind und wie sich diese bei der Berücksichtigung unterschiedlicher Qualifikationsniveaus und Berufsgruppen unterscheiden. Im darauffolgenden zweiten Kapitel der Hessenebene erfolgt ein Perspektivenwechsel hin zu den Betrieben im Land. Dort wird betrachtet, wie sich die Annäherung an Entgeltgleichheit nach verschiedenen Anforderungsniveaus von Stellen unterscheidet. Ergänzend erfolgt eine Analyse von Entgeltlagen in ausgewählten Branchen.

Das dritte Kapitel des Hessischen Lohnatlas enthält detaillierte Auswertungen für die 26 Kreise und kreisfreien Städte. Diese beinhalten ebenfalls Daten zur Entgeltlage sowohl der Wohnbevölkerung als auch zur Lage in den Betrieben, auch hier wiederum differenziert nach Anforderungsniveaus von Stellen. Ergänzt werden diese Ausführungen durch Daten zu sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigen in den unteren Entgeltgruppen in den jeweiligen Gebietskörperschaften. Zentral für die Ausführungen in allen drei Kapiteln ist das Konzept zur Ermittlung der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung. Deren Berechnung wird auf der Basis von Daten aus der amtlichen Statistik vorgenommen. Dabei handelt es sich um durchschnittliche Bruttomonatsentgelte (Median) von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten. Sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigte können nicht berücksichtigt werden, da keine Angaben zum Stundenumfang der Teilzeit vorliegen. Schätzungen sind nicht möglich, da sich Teilzeit zwischen wenigen Stunden pro Woche bis nah an den Bereich der Vollzeitbeschäftigung erstrecken kann. Anhand der Entgelthöhen kann nicht nachvollzogen werden, auf welchen Stundenumfang sich diese beziehen. Damit kann auch nicht unterschieden werden, ob sich die Unterschiede in den Entgelten von Frauen und Männern in Teilzeit aufgrund unterschiedlicher Stundenumfänge oder faktisch unterschiedlicher Entgelthöhen ergeben. In den Analysen werden aus diesem Grunde nur die Daten von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigen einbezogen. Die Daten richten sich jeweils auf den Stichtag 31. Dezember. Der Statistikservice Südwest der Bundesagentur für Arbeit stellt die Entgeltdaten für den Hessischen Lohnatlas zur Verfügung. Bei den Entgeltdaten handelt es sich um sogenannte Populationsdaten. Dies bedeutet, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner der Kreise und kreisfreien Städte in Hessen, zu denen entsprechende Entgeltdaten vorliegen, in den Analysen einbezogen werden bzw. im Falle von Betrieben, dass Daten in Bezug auf alle dort sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten vorliegen. Die Analysen werden für das Land Hessen sowie für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt durchgeführt. Damit können auf allen Ebenen noch bestehende Entgeltunterschiede zwischen Frauen und Männern in der jeweiligen Wohnbevölkerung oder in Beschäftigtenbeständen von Betrieben erfasst werden. Die damit gewonnene Transparenz schafft eine wichtige Grundlage, die den Diskurs über Ansätze, die die Förderung der Entgeltgleichheit im Land, aber auch vor Ort in den Regionen befruchten können.