Lohnlücken der Einwohnerinnen und Einwohner in Hessen und seinen Regionen

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Die Förderung der Entgeltgleichheit kann zielgerichtet erfolgen, wenn deutlich wird, wo noch Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern bestehen. Im Folgenden werden Daten zur Lage in Hessen und seinen Regionen vorgestellt, um eine systematische Transparenz zu erreichen.

Ausgangspunkt der hier vorgelegten Berechnungen sind die durchschnittlichen Bruttomonatsentgelte (Median) in sozialversicherungspflichtiger Vollzeit von Frauen und Männern, die in Hessen leben, also Einwohnerinnen und Einwohner in Hessen sind. Wenn sich die durchschnittlichen Bruttomonatsentgelte (Median) von Frauen und Männern in ihrer Höhe unterscheiden, kann eine sogenannte Lohnlücke identifiziert werden. Das hier angewandte Verfahren zur Ermittlung der Lohnlücke beruht auf einem Vergleich der durchschnittlichen Bruttomonatsentgelte (Median) von Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung differenziert nach deren Wohnort in Hessen. Als Maß für den Durchschnitt wird der Median herangezogen, der den mittleren Wert einer Einkommensverteilung darstellt. Die ermittelte Lücke kann entweder als Lohnabstand in Euro angegeben oder als prozentualer Anteil des höheren Bruttomonatsentgelts dargestellt werden.

1 Lohnlücken der Einwohnerinnen und Einwohner in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021

Wie bereits in den einführenden Erläuterungen zu möglichen Wirkungen der Pandemie auf die Entwicklung der Lohnlücken ausgeführt wird, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung im Vergleich zur Vorpandemiezeit im ersten und zweiten Pandemiejahr (2020 und 2021) verkleinert hat.

Die Lohnlücken haben im Vorpandemiejahr 2019 noch eine Größe von 11,2 Prozent. Frauen, die in Hessen wohnen, verdienen 425 Euro weniger als Männer in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung. Im ersten Pandemiejahr 2020 ist die Entgeltlücke mit einer Größe von 9,6 Prozent bereits deutlich kleiner geworden. Frauen verdienen 364 Euro weniger als Männer in Hessen. Die starke Annäherung an Entgeltgleichheit geht vor allem darauf zurück, dass die Bruttomonatsentgelte von Männern im Vergleich zu 2019 stabil geblieben sind, während die Entgelte von Frauen im Schnitt ansteigen. In den obigen Ausführungen zur inhaltlichen Rahmung wird dies mit hohen Einstiegsentgelten einer wachsenden Zahl junger hochqualifizierter Berufseinsteigerinnen, mit dem Einsatz von Kurzarbeit, von dem vor allem Männer betroffen waren, mit hohen Entgelten für eine anwachsende Anzahl an Leiharbeitskräften in der Pflege- und Gesundheitsbranche sowie mit der Zahlung von Zulagen in dieser Branche begründet. Da hier ausschließlich sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte betrachtet werden, dürfte sich die Freisetzung von geringfügig Beschäftigten in den stark von der Pandemie betroffenen Branchen in den Zahlen kaum auswirken. Auch die in der Praxis vermuteten Rückgänge in den Entgelten bei Vollzeitbeschäftigten, dies sind überwiegend Männer, können wirksam sein. Es ist zudem davon auszugehen, dass in vielen Berufen auch während der Pandemie bereits hoher Fachkräftemangel besteht und dass Arbeitgebende mit Entgeltanreizen versuchen, ihre Beschäftigten an sich zu binden. Vor diesem Hintergrund sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen Anstiege in den Entgelten zu erwarten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gleichen sich im Falle der Männer im Jahre 2020 die Entgelteinbußen von Kurzarbeit über die Entgeltanstiege rechnerisch wieder aus, was sich als Stagnation der Entgelte im Vergleich mit dem Vorpandemiejahr 2019 abbildet. Im Falle von Frauen, die in sozialversicherungspflichtiger Vollzeit erwerbstätig sind, kann ebenfalls solch ein rechnerischer Ausgleich gegeben oder möglicherweise die gemessenen Entgeltanstiege im Jahr 2020 damit entstanden sein.

Im zweiten Pandemiejahr 2021 wird die Entgeltlücke noch kleiner. Allerdings hat sich die Dynamik der Verringerung deutlich verlangsamt. Die durchschnittlichen Bruttomonatsentgelte (Median) von Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung steigen im Vergleich zum ersten Pandemiejahr wieder beträchtlich an. Dies kann möglicherweise auf die Abnahme von Kurzarbeit und die Verfügbarkeit der vollen Bruttomonatsentgelte bei gleichzeitiger Lohnsteigerung in den Produzierenden Branchen, in welchen in Hessen viele Männer beschäftigt sind, zurückgeführt werden. Vor allem mittelständische Betriebe sind im Produzierenden Gewerbe stark vertreten. Sie zahlen aufgrund des großen Fachkräftemangels stetig höhere Entgelte. Auch die Entgelte von Frauen steigen weiter. Diese Entwicklung mag ebenso auf Lohnerhöhungen im öffentlichen Bereich als auch in Branchen mit hohem Fachkräftemangel und den dortigen Anreizen mit höheren Entgelten zurückzuführen sein. Die Entgelte von Männern steigen zwischen 2020 und 2021 etwas schneller als jene von Frauen. Im Jahr 2021 verdienen Frauen in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung in Hessen noch 348 Euro weniger in ihren Bruttomonatsentgelten als Männer.

Im Vergleich der Entwicklung der Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung seit 2012 verdeutlicht die folgende Grafik die starke Entwicklung in Richtung Entgeltgleichheit im ersten Pandemiejahr 2020.

Im ersten Pandemiejahr 2020 ist die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung in Hessen so stark zurückgegangen wie nie zuvor seit 2012, dem Beginn der statistischen Beobachtung. Im zweiten Pandemiejahr 2021 hat sich die Entwicklungsdynamik wieder etwas verlangsamt.

2 Lohnlücken der Einwohnerinnen und Einwohner in Hessen und in seinen 26 Kommunen

Die neuesten verfügbaren Daten zeigen, dass die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung im zweiten Pandemiejahr 2021 in Hessen im Schnitt 9,0 Prozent beträgt. Nachfolgend steht ein positiver Wert dafür, dass Bruttomonatsentgelte von Frauen niedriger als jene von Männern sind und vice versa. Allerdings bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen den 26 Kreisen und kreisfreien Städten. Während die Einwohnerinnen der Stadt Offenbach im Schnitt vier Prozent mehr als die männlichen Einwohner der Stadt verdienen, stellt sich die Lage am anderen Ende des Spektrums im Kreis Hersfeld-Rotenburg deutlich anders dar. Dort verdienen Frauen, die im Kreis leben, in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung im Schnitt 18,4 Prozent weniger als Männer. Mit Blick auf die Verteilung aller kreisfreien Städte und Gemeinden wird deutlich, dass in den urbanen Gebieten niedrige einstellige Lohnlücken, die bereits nah an der Entgeltgleichheit sind, vorhanden sind. Demgegenüber sind die Lücken in den Kreisen, die sich an den Rändern des Landes befinden und nicht mehr gut an die Infrastruktur von Autobahnen und Bahn angebunden sind, nach wie vor sehr hoch. Die Lohnlücken befinden sich dort zwischen knapp 15 und 18 Prozent. Kreise, die nah an den urbanen Zentren liegen, haben Lohnlücken zwischen knapp 7und 14 Prozent. Ausnahmen sind der Main-Taunus- und der Hochtaunuskreis, die trotz ihrer Nähe zu den Großstädten des Rhein-Main-Gebiets hinsichtlich ihrer Wohnbevölkerung große Lohnlücken aufweisen. Der Kreis Gießen sticht zudem hervor, da dort eine geringe Lohnlücke von 7,5 Prozent ermittelt wird, die in dieser Größenordnung sonst nur in den kreisfreien Großstädten zu finden ist.

Die Lohnlücken haben sich während der Pandemie schneller verringert als in den Jahren zuvor. Es wird jedoch deutlich, dass die Dynamik unterschiedlich groß ist. In einigen Kommunen zeigen sich im ersten Pandemiejahr 2020 besonders starke Rückgänge der Entgeltlücken, eine Dynamik, welche im zweiten Pandemiejahr 2021 wieder abnimmt. Dazu gehören beispielsweise der Kreis Waldeck-Frankenberg, Schwalm-Eder-Kreis, Main-Taunus-Kreis, Lahn-Dill-Kreis, Kreis Marburg-Biedenkopf, Rheingau-Taunus-Kreis, Werra-Meißner-Kreis, Kreis Groß-Gerau, Kreis Gießen, kreisfreie Städte Kassel, Wiesbaden und Offenbach. In anderen Kommunen, wie beispielsweise dem Kreis Bergstraße, gehen die Lohnlücken gerade im zweiten Pandemiejahr besonders stark zurück. Ein drittes Muster bildet sich beispielsweise im Hochtaunuskreis, im Kreis Darmstadt-Dieburg, Kreis Limburg-Weilburg, Wetteraukreis, Kreis Offenbach und in der kreisfreien Stadt Frankfurt ab: Dort sind die Rückgänge in den Entgeltlücken in beiden Jahren ähnlich groß.

Die Größe der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung variiert zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen auch während der Pandemie beträchtlich. Insgesamt gehen die Lohnlücken in den Pandemiejahren in allen Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen überdurchschnittlich schnell zurück.

Seit 2012 werden in Hessen Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung statistisch ermittelt. Im Jahr 2012 liegt die durchschnittliche Lohnlücke im Land noch bei 15,9 Prozent. Sie hat sich bis 2021 auf 9,0 Prozent reduziert. Dies ist ein Rückgang um 6,9 Prozentpunkte über einen Zeitraum von neun Jahren, was einer Verringerung von mehr als einem Drittel entspricht. Die Grafik verdeutlicht, dass bereits im Jahr 2012 sehr unterschiedliche Ausgangslagen gegeben sind. Während bei den Einwohnerinnen und Einwohnern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung im Kreis Hersfeld-Rotenburg eine Lohnlücke von 26,1 Prozent besteht, ist die Lohnlücke in der kreisfreien Stadt Offenbach nur noch 4,5 Prozent groß. Die blauen Balken demonstrieren, dass die Annäherungen an Entgeltgleichheit regional nicht gleichförmig stattgefunden haben. Beispielsweise zeigt sich, dass der Vogelsbergkreis und der Kreis Marburg-Biedenkopf im Jahr 2012 noch vergleichbar große Lohnlücken hatten. Im Jahr 2021 ist die Lohnlücke im Kreis Marburg-Biedenkopf mit 11,7 Prozent deutlich kleiner als im Vogelsbergkreis mit noch 14,9 Prozent. Ein ähnliches Muster zeigt sich beim Vergleich des Main-Kinzig-Kreises mit dem Kreis Offenbach. In beiden Beispielen hat jener Kreis mit stärkerer urbaner Struktur einen schnelleren Rückgang der Lohnlücke zu verzeichnen. Dies unterstützt die Begründung, dass sich Lohnlücken in urbanen Bereichen schneller verkleinern als in ländlich strukturierten Gebieten. Dies entspricht auch den Erkenntnissen der einschlägigen Forschung, wonach insbesondere Großbetriebe und Universitäten in Großstädten zu einer schnelleren Arbeitsmarktintegration qualifizierter Frauen und deren Aufstiegen führen als kleinteilige Betriebsstrukturen in ländlichen Räumen. Die Grafik verdeutlicht auch, dass es durchaus Abweichungen von diesen Mustern gibt. Der urban geprägte Main-Taunus-Kreis unterscheidet sich in der Entwicklung der Entgeltlücke im Zeitverlauf vom eher ländlich geprägten Kreis Bergstraße kaum.

Die Annäherung an Entgeltgleichheit in den Kreisen und kreisfreien Städten verläuft auch schon vor den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 nicht gleichförmig. Die folgende Grafik zeigt jeweils Vier-Jahres-Zeiträume, und zwar von 2012 bis 2015, von 2015 bis 2018 und von 2018 bis 2021 auf. Ein positiver Wert verweist dabei auf einen Anstieg der Lohnlücke, ein negativer Wert auf eine Verringerung der Lohnlücke. Bei den meisten Kreisen und kreisfreien Städten nimmt die Dynamik im Zeitverlauf zu, so dass die größten Veränderungen der Lohnlücken in den Jahren seit 2018 stattfinden. Jedoch zeigt sich beispielsweise im Kreis Offenbach und in der Stadt Frankfurt die gegenteilige Entwicklung mit einem sich verlangsamenden Entwicklungsprozess. Mit hoher Wahrscheinlichkeit nehmen verschiedene Faktoren wie beispielsweise die regionale Wirtschafts- und Betriebsstruktur, die Verfügbarkeit von hochqualifizierten Frauen und ausreichender Kinderbetreuungsinfrastruktur oder die jeweilige Größe der Lohnlücke zu Beginn der Messung Einfluss auf die jeweilige Entwicklungsdynamik.

Die Entgeltgleichheit hat sich bei der Wohnbevölkerung in allen hessischen Kommunen von 2012 bis 2021 verbessert.

3 Lohnlücken der Einwohnerinnen und Einwohner differenziert nach verschiedenen Qualifikationsniveaus

Die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern auf den verschiedenen Qualifikationsniveaus der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten, die in Hessen leben, entwickeln sich während der Pandemie unterschiedlich. Die Entgeltlücke bei Beschäftigten, die über keinen Berufsabschluss verfügen, nimmt während der Pandemie leicht zu. Die gegenteilige Entwicklung zeigt sich bei den Lohnlücken qualifizierter Beschäftigter. Diese verkleinern sich in den beiden Pandemiejahren um zwei Prozentpunkte, eine Entwicklung, die einen beträchtlichen Rückgang darstellt. Auch bei den Beschäftigten mit akademischen Abschlüssen zeigen sich Abnahmen der Entgeltlücken, jedoch mit deutlich geringerer Dynamik im Vergleich zu den Fachkräften. Insgesamt bleiben die Größen der Entgeltlücken zwischen den drei Qualifikationsniveaus unterschiedlich. Je höher die Qualifikation der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten desto größer erweisen sich auch im Jahr 2021 noch die Lohnlücken.

Werden die Veränderungen der Lohnlücken zwischen 2012 und 2021 berücksichtigt, so wird deutlich, dass unterschiedliche Entwicklungsdynamiken wirksam sind. Der Zeitraum von 2012 bis 2021 wird wiederum in drei Vier-Jahres-Zeiträume aufgeteilt, die miteinander verglichen werden. Es handelt sich um die Zeiträume von 2012 bis 2015, von 2015 bis 2018 und von 2018 bis 2021. Im Falle der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten, die über keinen Berufsabschluss verfügen, zeigt sich bis 2018 ein deutlicher Rückgang der Lohnlücke. Demgegenüber zeichnet sich der Zeitraum zwischen 2018 und 2020, in den die beiden ersten Pandemiejahre fallen, durch Stagnation aus. Es wird zu beobachten sein, ob sich mit der Erhöhung des Mindestlohns, von dem Frauen überdurchschnittlich stark profitieren, die Entwicklungsdynamik wieder verändern wird. Im Falle der Beschäftigten mit anerkanntem Berufsabschluss wird die Entgeltlücke über den gesamten Zeitraum grundsätzlich geringer. Allerdings zeigt sich im Zeitraum zwischen 2015 und 2018 nur wenig Rückgang der Lohnlücke. Im Vergleich zu den Beschäftigten ohne Berufsabschluss wird die Lohnlücke jedoch insbesondere in den Pandemiejahren überdurchschnittlich schnell kleiner. Möglicherweise wirken hier die Entgelterhöhungen in den sogenannten Frauenberufen im Pflege- und Gesundheitsbereich. Interessant sind ebenso die Entwicklungen der Lohnlücken bei den Beschäftigten mit akademischen Abschlüssen. Dort vergrößert sich von 2012 bis 2018 die Lohnlücke bzw. sie stagniert ab 2015. Erst ab 2018 wird diese geringer. Jedoch ist die Dynamik nicht so weitreichend wie bei Beschäftigten mit anerkannten Berufsabschlüssen. Auch in diesem Falle scheinen die Pandemiejahr die Entgeltentwicklung bei Frauen mit akademischen Abschlüssen zu begünstigen. Möglicherweise zeigen sich hier bereits die unmittelbaren Auswirkungen von Fachkräftemangel, denen Arbeitgebende mit der Erhöhung von Entgelten versuchen zu begegnen, und gleichzeitig die schnell wachsende Zahl an Frauen mit akademischen Abschlüssen, die in den Arbeitsmarkt mit hohen Entgelten eintreten.

Die Lohnlücken in der Wohnbevölkerung in Hessen, also zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung, werden im Durchschnitt mit zunehmendem Qualifikationsniveau größer. Jedoch verringern sich diese Lohnlücken mit beruflichen und akademischen Abschlüssen während der Pandemie stark. Demgegenüber stagniert im gleichen Zeitraum die Verringerung der Entgeltlücken bei Beschäftigten ohne Berufsabschluss.

Mit Blick auf die 26 Kreise und kreisfreien Städte in Hessen wird deutlich, dass sich im zweiten Pandemiejahr 2021 im Vergleich der drei Qualifikationsniveaus überall die größten Lohnlücken bei den Beschäftigten mit akademischen Abschlüssen finden. In fast allen Kommunen sind zudem die Lohnlücken bei den Beschäftigten mit anerkannten Berufsabschlüssen noch deutlich größer als bei jenen ohne Berufsabschlüsse. Auf dem Niveau ohne Berufsabschluss zeigt sich in einigen Kommunen nahezu Entgeltgleichheit wie beispielsweise in der kreisfreien Stadt Kassel, der kreisfreien Stadt Wiesbaden, der kreisfreien Stadt Frankfurt, dem Rheingau-Taunus-Kreis, dem Main-Taunus-Kreis, dem Kreis Marburg-Biedenkopf und dem Hochtaunuskreis. Entgeltgleichheit kann ebenfalls auf dem Niveau mit anerkanntem Berufsabschluss in den kreisfreien Städten Frankfurt, Darmstadt und Offenbach festgestellt werden. Selbst in diesen Städten zeigen sich bei den Beschäftigten mit akademischen Abschlüssen noch Lücken im Bereich von ca. 20 Prozent. Dies sind zumeist noch 10 Prozent weniger als in den ländlich strukturierten Kreisen des Landes. Bei einer zu geringen Anzahl an Beschäftigten ist die Aussagekraft von Entgeltverteilungen eingeschränkt. Deshalb veröffentlicht die Statistik der Bundesagentur für Arbeit keine Daten zu Entgeltverteilungen, Medianentgelten und Beschäftigten im unteren Entgeltbereich in Regionen bzw. bei Merkmalskombinationen mit weniger als 500 Beschäftigten. In diesen Fällen wurde der entsprechende Wert durch ein „X“ ersetzt.

Die Größen der Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung innerhalb der Qualifikationsniveaus variieren ebenfalls zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen.

Die Lohnlücken bei sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten mit anerkannten Berufsabschlüssen variieren zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen beträchtlich. Es zeigen sich große Unterschiede zwischen den urbanen und den ländlichen Gebieten des Landes. Hinsichtlich der beiden Pandemiejahre 2020 und 2021 zeigt sich überall ein Rückgang der Lohnlücken (Ausnahme ist Rheingau-Taunus-Kreis), der jedoch regional unterschiedlich stark ausfällt.

Die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung mit akademischen Abschlüssen variieren zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen deutlich. Die Entgeltlücke bewegt sich im Jahr 2021 zwischen 17,3 Prozent in der kreisfreien Stadt Darmstadt und 32,2 Prozent im Odenwaldkreis. Die Lohnlücken sind beinah in allen Kommunen zwischen 2020 und 2021 kleiner geworden (Ausnahmen sind der Kreis Marburg-Biedenkopf, die kreisfreie Stadt Wiesbaden, der Main-Taunus-Kreis und der Hochtaunuskreis), jedoch in unterschiedlichem Grad. Besonders starke Rückgänge zeigen sich im Schwalm-Eder-Kreis, Vogelsbergkreis, Kreis Groß-Gerau, Main-Kinzig-Kreis sowie Werra-Meißner-Kreis mit einer Verringerung von 2,1 bis 1,1 Prozentpunkten. Die geringsten Rückgänge werden im Kreis Gießen, den kreisfreien Städten Frankfurt am Main, Offenbach und Kassel, dem Wetteraukreis, dem Kreis Waldeck-Frankenberg sowie im Kreis Hersfeld-Rotenburg deutlich.

Die Lohnlücken der Wohnbevölkerungen in Hessen, also zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung variieren bei Fachkräften zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten beträchtlich. In den beiden Pandemiejahren zeigen sich in allen Kommunen bei den qualifizierten Beschäftigen Rückgänge in den Lohnlücken.

4 Lohnlücken im Vergleich der Einwohnerinnen und Einwohner mit deutscher und ausländischer Staatsangehörigkeit

Sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte mit einer deutschen Staatsangehörigkeit verdienen im Schnitt in allen Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen mehr als sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Während zwischen Frauen und Männern mit deutscher Staatsangehörigkeit fast flächendeckend in Hessen eine deutliche Lohnlücke zu verzeichnen ist, trifft dies beim Vergleich mit Frauen und Männern mit ausländischer Staatsangehörigkeit nicht überall zu. Dort ist die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern gering. Die Lohnlücken zwischen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten mit deutscher und mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind in den kreisfreien Städten Wiesbaden und Darmstadt sowie dem Kreis Marburg-Biedenkopf und dem Odenwaldkreis am geringsten. Im Vogelsbergkreis und im Werra-Meißner-Kreis sind weniger als 500 Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in sozialversicherungspflichtiger Vollzeit beschäftigt. In diesen Fällen werden aus Gründen des Datenschutzes keine Daten ausgewiesen.

Tabelle 1: Durchschnittliche Bruttomonatsentgelte (Median) von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2021, differenziert nach Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Regionen (Wohnort), Angaben in Euro

Region deutsche Männer ausländische Männer deutsche Frauen ausländische Frauen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Beschäftigungsstatistik, Berechnungen und Darstellung IWAK Anmerkung: *Im Vogelsbergkreis und im Werra-Meißner-Kreis sind weniger als 500 Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in sozialversicherungspflichtiger Vollzeit beschäftigt. In diesen Fällen werden aus Gründen des Datenschutzes keine Daten ausgewiesen.

Die Lohnlücke ist zwischen männlichen und weiblichen Einwohnerinnen und Einwohner mit deutscher Staatsangehörigkeit deutlich größer als bei Frauen und Männern mit ausländischem Pass. Zudem besteht eine Lohnlücke zwischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigen mit deutscher und mit ausländischer Staatsangehörigkeit in allen Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen.

5 Lohnlücken der Einwohnerinnen und Einwohner differenziert nach verschiedenen Berufssektoren

Bei einer Betrachtung der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten differenziert nach ihrer Zugehörigkeit zu den drei Berufssektoren „Produktions- und MINT-Berufe“, „personenbezogene Dienstleistungen“ sowie „kaufmännische und wirtschaftliche Dienstleistungen“ zeigt sich, dass die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in den Produktions- und MINT-Berufen am geringsten sind und sich der Entgeltgleichheit annähern. Vergleichbar hoch sind die Entgeltlücken bei den personenbezogenen Dienstleistungen und kaufmännischen und wirtschaftlichen Dienstleistungen. In diesen beiden Berufssektoren sind die Lücken ebenfalls im einstelligen Prozentbereich. Mit Blick auf die Veränderungen in den beiden Pandemiejahren 2019 und 2020 fällt besonders die starke Annäherung an Entgeltgleichheit in den Produktions- und MINT-Berufen auf. Im Jahr 2021 ist dort Entgeltgleichheit nahezu erreicht. Auch beim Berufssektor der personenbezogenen Dienstleistungen zeichnet sich während der Pandemie, besonders im zweiten Pandemiejahr 2021, ein deutlicher Rückgang ab. Bei den kaufmännischen und wirtschaftlichen Dienstleistungen sind im Vergleich dazu die Rückgänge der Lohnlücken eher gering. Anzumerken ist, dass gerade der Berufssektor mit den geringsten Anteilen an weiblichen Beschäftigten Entgeltgleichheit erreicht hat.

Die Berufssektoren wurden auf Basis von der Klassifikation der Berufe (KldB 2010) gebildet. Unter dem Berufssektor „Produktions- und MINT-Berufe“ sind Berufssegmente wie Land-, Forst- und Gartenbauberufe (S11), Fertigungsberufe (S12), Fertigungstechnische Berufe (S13), Bau- und Ausbauberufe (S14) und IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe (S41) zusammengefasst. Der Berufssektor „personenbezogene Dienstleistungen“ beinhaltet Berufssegmente wie Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe (S21), Medizinische u. nicht-medizinische Gesundheitsberufe (S22) und Soziale und kulturelle Dienstleistungsberufe (S23). Berufssegmente wie Handelsberufe (S31), Berufe in Unternehmensführung und -organisation (S32), Unternehmensbezogene Dienstleistungsberufe sowie Sicherheitsberufe (S51), Verkehrs- und Logistikberufe (S53), Reinigungsberufe (S53) gehören zu dem Berufssegment „kaufmännische und wirtschaftliche Dienstleistungsberufe“. Weitere Informationen sind im Glossar zu finden.

Die Größe der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung variiert zwischen verschiedenen Berufssektoren, in welchen die hessische Bevölkerung tätig ist. Während sich der Berufssektor Produktions- und MINT-Berufe nah an der Erreichung der Entgeltgleichheit befindet, verdienen Frauen in den personenbezogenen Dienstleistungen sowie kaufmännischen und wirtschaftlichen Dienstleistungsberufen im Schnitt zwischen 7,0 und 7,4 Prozent weniger als Männer.

Die Größe der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung variiert zwischen verschiedenen Berufssektoren, in welchen die hessische Bevölkerung tätig ist. Während sich der Berufssektor Produktions- und MINT-Berufe nah an der Erreichung der Entgeltgleichheit befindet, verdienen Frauen in den personenbezogenen Dienstleistungen sowie kaufmännischen und wirtschaftlichen Dienstleistungsberufen im Schnitt zwischen 7,0 und 7,4 Prozent weniger als Männer.

Die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung, die in Hessen wohnen und in den Produktions- und MINT-Berufen erwerbstätig sind, variieren zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten deutlich.

Auch bei den personenbezogenen Dienstleistungen zeigen sich im Falle der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten deutliche Unterschiede im Ausmaß der Lohnlücken zwischen den hessischen Kreisen und kreisfreien Städten. Während in der kreisfreien Stadt Darmstadt, im Kreis Hersfeld-Rotenburg, Kreis Kassel und in der in der kreisfreien Stadt Kassel in diesen, in der Mehrheit von Frauen ausgeübten, Berufsgruppen eine Lohnlücke von über 13 Prozent besteht, ist in den personenbezogenen Dienstleistungen in der kreisfreien Stadt Frankfurt am Main, der kreisfreien Stadt Offenbach und im Kreis Offenbach Entgeltgleichheit erreicht. Im Verlauf der Pandemie sind die Entgeltlücken fast überall geringer geworden.

Die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung, die in Hessen wohnen und in den personenbezogenen Dienstleistungsberufen erwerbstätig sind, variieren deutlich zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten.

Auch bei den kaufmännischen und wirtschaftlichen Dienstleistungen zeigen sich im Falle der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten deutliche Unterschiede in den Größen der Lohnlücken zwischen den hessischen Kreisen und kreisfreien Städten. Während im Hochtaunuskreis noch in der, von vielen Frauen ausgeübten Berufsgruppe eine Lohnlücke von über 20 Prozent besteht, ist in diesem Berufssektor im Kreis Gießen, in den kreisfreien Städten Wiesbaden und Darmstadt Entgeltgleichheit bereits erreicht. In den kreisfreien Städten Offenbach und Kassel sowie im Kreis Groß-Gerau liegen die Entgelte der Einwohnerinnen in diesem Berufssektor deutlich über jenen der Männer. Im Verlauf der Pandemie sind die Entgeltlücken fast überall geringer geworden.

Die Lohnlücken zwischen Frauen und Männern in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung, die in Hessen wohnen und in den kaufmännischen und wirtschaftlichen Dienstleistungsberufen erwerbstätig sind, variieren zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten beträchtlich.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich hinsichtlich der Wohnbevölkerung in Hessen, die in sozialversicherungspflichtiger Vollzeitbeschäftigung tätig ist, deutliche Rückgänge in den Lohnlücken zwischen Frauen und Männern während der Pandemiejahre 2020 und 2021 ergeben. Im Folgenden Abschnitt wird die Lage der Entgeltgleichheit in Betrieben in Hessen genauer untersucht.